IoT im Büro: Wie intelligente Steuerung den Arbeitsplatz nachhaltiger macht

Die Klimaziele erreichen, ESG-Richtlinien erfüllen und die eigene Marke stärken: Das Thema Nachhaltigkeit rückt für Unternehmen immer mehr in den Fokus. Großes Potenzial steckt dabei in der Optimierung der Büroumgebung. Mit intelligenten IoT-Lösungen zur Licht- und Heizungssteuerung sowie zur optimalen Raumnutzung können Unternehmen erheblich Energie einsparen und ihren CO2-Abdruck reduzieren.
Von   Stefan Schwab   |  CEO   |  Comfy | Enlighted
9. August 2022

Der Klimaschutz ist eine der drängendsten Aufgaben unserer Zeit. Auch für Unternehmen steht er weit oben auf der Agenda. Nicht nur, weil Deutschland bis im Jahr 2045 klimaneutral werden soll und immer strengere regulatorische Anforderungen zu erfüllen sind. Nachhaltigkeit wird zunehmend zum Wettbewerbsfaktor – sowohl bei Kunden als auch auf dem Arbeitsmarkt. Wer zeigt, dass er Verantwortung übernimmt und einen Beitrag zum Klimaschutz leistet, stärkt sein Marken-Image und sammelt Punkte bei Mitarbeitern und Bewerbern. Börsennotierte Unternehmen sollen zudem nach Willen der EU bald verpflichtet werden, ESG-Berichte zu verfassen, in denen sie ihre Nachhaltigkeitsmaßnahmen, -defizite und -ziele offenlegen. Und nicht zuletzt machen es auch die steigenden Energiepreise dringend erforderlich, Strom und Gas zu sparen.

Was können Unternehmen also tun, um merklich nachhaltiger zu werden? Ein wichtiger Schritt ist die Optimierung der Büroumgebung – schließlich ist die bebaute Umwelt für rund 50 Prozent der jährlichen CO2-Emissionen verantwortlich . Mithilfe einer IoT-Lösung lässt sich der Energieverbrauch für die Beleuchtung zum Beispiel um bis zu 75 Prozent und für Heizung, Klima und Belüftung um bis zu 35 Prozent reduzieren. Indem man zudem die Auslastung von Räumen analysiert und Flächen auf den tatsächlichen Bedarf abstimmt, vermeiden Unternehmen unnötige Mietausgaben, Heizkosten und CO2-Emissionen. Entscheiden ist dabei, auch die Mitarbeitenden mit einzubeziehen und ihnen Mitgestaltung zu ermöglichen. Ziel sollte sein, nicht nur die Energieeffizienz zu verbessern, sondern auch den Nutzerkomfort und die Wohlfühlatmosphäre am Arbeitsplatz nachhaltig zu erhöhen. So profitieren Mensch und Umwelt gleichermaßen. Über intelligente Steuermechanismen lässt sich beides miteinander in Einklang bringen.

So funktioniert intelligente Beleuchtung

Wer schon einmal nachts auf große Bürokomplexe geblickt hat, wird erstaunt gewesen sein angesichts des funkelnden Lichtermeers. Arbeiten hier tatsächlich so viele Menschen noch so spät? Vermutlich nicht. Häufig brennen Lampen völlig unnötig und verbrauchen dabei Energie. Indem man Sensoren in den Räumen anbringt und mit einer IoT-Plattform koppelt, lässt sich das vermeiden. Die Sensoren messen kontinuierlich die Temperatur und Bewegung unterhalb der Lichtquelle. So erkennen sie, ob sich jemand in einem Raum befindet, und passen die Beleuchtung dann entsprechend an. Bewegt sich über einen längeren Zeitraum niemand mehr, wird das Licht gedimmt oder erlischt ganz. Doch intelligente Lichtsteuerung bedeutet viel mehr als nur An und Aus ohne einen Schalter zu betätigen. Die Sensorik erfasst auch Tageslicht und kann genau berechnen, wie viel Licht eine Lampe noch beisteuern muss, damit es im Raum hell genug, aber nicht zu hell ist. Dieser Zielwert lässt sich individuell für jede Lampe definieren. So muss es in manchen Bereichen vielleicht heller sein, damit Mitarbeiter gut arbeiten können, während in anderen ein gedimmteres Licht ausreicht und angenehmer ist. Jede Lampe ist einzeln ansteuerbar und verfügt über ein individuelles Profil. Über eine App können Mitarbeiter die Beleuchtung für ihren Arbeitsplatz zudem noch an ihre persönlichen Vorlieben anpassen. Die Ford-Werke in Köln haben ein solches intelligentes Beleuchtungskonzept bereits in ihrer neugestalteten Halle für den Vorserienbau implementiert.

Mit auslastungsabhängiger Klimatisierung Heizkosten sparen

Auch bei der Heizung können Unternehmen mit einer IoT-Lösung Energie und Kosten sparen und gleichzeitig für angenehme Wohlfühltemperaturen sorgen. Häufig werden zum Beispiel Räume beheizt, in denen gar niemand sitzt. Das lässt sich vermeiden, indem man mithilfe von Sensoren misst, ob sich jemand in einem Zimmer befindet, und die Heizung automatisiert anpasst. Für jeden Raum definieren die Verantwortlichen eine Mindest- und Maximaltemperatur – auch abhängig von der Tages- oder Jahreszeit. Mitarbeiter können die Temperatur dann noch innerhalb des festgelegten Rahmens über eine App beeinflussen. Um dabei Gerangel aufgrund von individuellen Vorlieben zu vermeiden, wird demokratisch abgestimmt. Die IoT-Lösung ermittelt, wie viel Prozent der Anwesenden es etwa gerne wärmer hätten, und regelt die Temperatur hoch, wenn ein bestimmter Schwellenwert erreicht ist.

Datenbasiert zur optimalen Flächennutzung

Eine der wichtigsten Maßnahme, um unnötigen Energieverbrauch zu vermeiden, ist zu analysieren, wie die einzelnen Räume in einer Büroumgebung tatsächlich ausgelastet sind. Vielleicht stehen manche Zimmer die meiste Zeit leer oder manche Konferenzräume werden so gut wie nie genutzt. Hier könnte man Kosten und Emissionen sparen, indem man Flächen reduziert oder Räume umfunktioniert. Vielleicht gibt es auch bestimmte Tage oder Tageszeiten, an denen sehr wenig Betrieb ist und man die Temperatur und Beleuchtung herunterfahren kann. Spätestens durch die Pandemie hat sich in vielen Betrieben ein hybrides Modell durchgesetzt: Mitarbeiter arbeiten auch weiterhin viel im Homeoffice und sind nur noch tage- oder stundenweise weise im Büro. Das hat zur Folge, dass Unternehmen weniger Platz benötigen. Denn wenn nie alle gleichzeitig anwesend sind, können sich Kollegen auch einen Schreibtisch teilen. Damit das gut funktioniert, empfiehlt sich eine App, über die die Mitarbeiter ihren Platz reservieren können. Ein solches Buchungssystem gibt nicht nur Aufschluss über die Auslastung und Belegung, sondern auch über die beliebtesten Räume und Tische. Unternehmen können die Büroumgebung so umgestalten, dass sich Mitarbeiter wohlfühlen, und die Flächen einsparen, die ohnehin wenig frequentiert sind.

Auf dem Weg zum regenerativen Büro

Auslastungsanalyse, Licht- und Heizungssteuerung sind nur einige Beispiele dafür, wie intelligente Sensorik und Software das Büro nachhaltiger machen kann. Möglich sind noch viele weitere Anwendungen. Entscheidend dafür ist, dass die IoT-Plattform über offene Schnittstellen mit Applikationen anderer Hersteller und dem Gebäudemanagement-System zusammenarbeiten kann. So lassen sich zum Beispiel auch Luftsensoren einbinden, die die Luftqualität in Innenräumen messen und die Belüftung automatisiert steuern. Das ist gerade im Hinblick auf die Pandemie wichtig, um die Ausbreitung von Erregern einzudämmen und die Sicherheit der Mitarbeiter zu erhöhen. Die ideale Nachhaltigkeits-Ausbaustufe ist am Ende das regenerative Büro. Dafür wird eine Photovoltaik-Anlage in die IoT-Lösung integriert. Das Gebäude gewinnt dann seinen eigenen Strom und verteilt diesen intelligent auf die Verbraucher.

Schritt für Schritt nachhaltiger werden

Unternehmen können IoT im Büro stufenweise einführen und nach und nach ausbauen. Viele beginnen zum Beispiel mit einem Tool zur Raumbuchung oder einer intelligenten Beleuchtungssteuerung. Entsprechende Sensorik lässt sich problemlos in bestehenden Gebäuden nachrüsten. Eine moderne IoT-Plattform wird sowohl Cloud-basiert als auch On Premises bereitgestellt. Sie fungiert als zentraler Datenspeicher – das heißt, sie sammelt, aggregiert und analysiert die Informationen der angeschlossenen Sensoren. Über eine Schnittstelle lassen sich die Daten auch in BI-Anwendungen übernehmen. So können Unternehmen wertvolle Erkenntnisse gewinnen, um Ihr Gebäudemanagement weiter zu verbessern und Ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Es liegt an jedem Gebäudeeigentümer und -betreiber, die Umweltauswirkungen seines Portfolios bei jeder betrieblichen und technischen Entscheidung zu berücksichtigen. Allerdings gibt es Instrumente und Technologien, die ihnen dabei helfen können, CO2-neutral zu werden – zum Nutzen des Unternehmens selbst und der Umwelt gleichermaßen.

Stefan Schwab ist CEO bei Comfy | Enlighted. Comfy und Enlighted sind Siemens-Unternehmen und führende Anbieter von Workplace-Intelligence-Technologie, die es Menschen und Unternehmen ermöglicht, intelligente, gesunde und flexible Räume für die Zukunft der Arbeit zu schaffen.

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